Ich will hier keine Anleitung geben, wie man einen Schließzylinder aufbohrt und dies möglich schnell und effizient, sondern einfach nur aufzeigen, dass dies als Laie sehr gut geht und zumindest bei einfachen Schließzylinder nur ein sehr schlechter Einbruchsschutz gegeben ist. Gerade günstigere Produkte werden von einem Profi in unter zwei Minuten aufgebohrt – höherwertige Produkte halten hingegen schon mehr als sechs Minuten Stand – eine Zeitspannde, in der die meisten Einbrecher schon aufgegeben haben.
Schließzylinder aufbohren – Warum?
Ich hatte von den Vorbesitzern unseres Hauses den Garten mit übernommen und auch entsprechend das Gartentor. Für dieses gab es keinen Schlüssel mehr, jedoch war noch ein abgeschlossener Schließzylinder verbaut. Da dieses Tor auch zukünftig wieder benutzt werden soll (es soll die Kinder im Garten halten), musste ich nun eine Möglichkeit finden das Tor in Stand zu setzen. Einzige Möglichkeit war es, dass man den alten Schließzylinder ausbaut und einen Neuen einbaut. Dies hätte ich natürlich von einem Experten machen lassen können und dafür Geld in die Hand nehmen können, aber ich bin doch HEIMWERKER!
Schließzylinder – Funktionsweise
Die folgenden beiden Grafiken zeigen sehr gut, wie das Zusammenspiel zwischen Schlüssel und Schließzylinder in einem Profilzylinder genau funktioniert. Normalerweise hat ein Schließzylinder zwischen drei und sechs Stiftepaare (in rot und blau gekennzeichnet). Der Schlüssel lässt sich nur drehen, wenn alle Stifte auf der gleichen Höhe stehen (Übergang zwischen gelber und grüner Fläche). Da die roten Stifte unterschiedlich lang sind, gibt es auch unterschiedliche “Berge” und “Täler” auf dem Kamm eines Schlüssel. Ist auf einem Schlüssel ein großes Tal, muss der dazugehörige rote Stift auch entsprechend länger sein. Im besten Fall gleichen die Stifte das “Muster” des Schlüssels wie im rechten Bild aus und der Schlüssel lässt sich problemlos drehen:
Schließzylinder aufbohren – Wie gehts?
Ich habe es mir insgesamt doch etwas schwieriger vorgestellt, aber dazu gleich mehr.
Als Werkzeuge habe ich ein paar Metallbohrer und einen Akku-Bohr-Schrauber (Makita) genommen (Schutzbrille gegen den Metallspäne-Flug nicht vergessen). Zuerst einen 3er Bohrer eingespannt und unterhalb der Einführung für den Schlüssel angebohrt (Schneidöl ab und zu ein bisschen aufsprühen/auftragen). Hat man den ersten Zentimeter gebohrt, dann sieht man entweder den ersten Stift oder gegebenenfalls auch eine Feder. Ich habe dann einen größeren Bohrer montiert und dann weiter gemacht. Insgesamt sollte man gucken, dass man halbwegs gerade bohrt, damit man nicht das Schloss beschädigt. Außerdem ist der Zylinder gegen Herausziehen mit einer sehr langen Befestigungsschraube auf Seite der Schlossfalle/Schnapper befestigt. Diese Schraube solltet ihr als Erstes lösen, wenn ihr die Möglichkeit habt. Normalerweise sollte es reichen, wenn ihr etwas mehr als die halbe Länge des Profilzylinders aufbohrt. Anschließend mit einem langen Schraubenzieher das Loch säubern – mit einem Gummihammer solltet ihr mit leichten Schlägen die noch festsitzenden Stifte lösen können, um dann mit einem Schlitzschraubenzieher das Schloss drehen zu können. Ich habe direkt auf beiden Seiten durchgebohrt, da ein Stift erst nicht raus wollte und sich so das Schloss auf der einen Seite nicht drehen ließ.
In dem folgenden Bild könnt ihr sehr gut die Bohrstelle und auch noch einen Teil eines Stiftes erkennen:
Für die ganze Aktion habe ich maximal zehn Minuten gebraucht, wobei ich dabei noch sehr zaghaft an die ganze Sache herangegangen bin. Bei dem gleichen Schloss würde ich beim zweiten Versuch wahrscheinlich nur noch fünf Minuten brauchen. Wenn man nun auch noch vernünftige Metallbohrer im Einsatz hätte, könnte man sicher auch noch etwas Zeit einsparen. Da der Schließzylinder in einem einfachen Gartentor ist, und man über dieses schnell drüber gestiegen ist, als das man überhaupt angefangen hat zu bohren, reicht ein 10 € Profilzylinder. Für eine Haustür oder Wohnungseingangstür würde ich jedoch mehr Geld in die Hand nehmen und einen teuren VdS-zertifizierten Zylinder kaufen – Kostenpunkt 50+ €. Nähere Informationen zu den einzelnen Sicherheitsklassen findet ihr in dem folgenden PDF-Dokument vom VdS:
http://www.vds.de/fileadmin/vds_publikationen/vds_2156_web.pdf
Seid ihr auf der Suche nach wirklich guten Metallbohrern kann ich euch die Marken Keil oder Hawera ans Herz legen – wer lieber den Porsche kaufen möchte greift zu Gühring 😉
Letztendlich kann jedes Schloss mit genügend Aufwand geöffnet werden aber wie oben bereits erwähnt, reichen bereits einige Minuten aus um einen Einbrecher in die Flucht zu schlagen.
Auch ein zertifiziertes Schloss ist sehr wohl mit einem Bohrer zu öffnen, dann hilft aber ein fester Panzerriegel den viele Schlüsseldienste verbauen oder man sich selbst im nächsten Baumarkt zulegt.
Hallo Christian,
vielen Dank für deinen konstruktiven Kommentar.
Es gibt einfach kein wirklich sicheres Schloss – der beste Einbruchschutz ist wahrscheinlich immer noch der nette Nachbar oder ein Panzerriegel oÄ.
Gruß,
Marcel
Naja eventuell kann man ja auch auf BKS oder CES zugreifen. Diese Schließzylinder besitzen den Bohr- und Ziehschutz in kombination mit einer Schutzrosette solte es sicher sein.
Hallo Josef,
gerade für eine Wohnungs- bzw. Haustür sollte man natürlich mehr Geld in die Hand nehmen und auf deine genannten Möglichkeiten zurück greifen.
Es ging mir lediglich darum, dass man beim Kauf sich schon Gedanken macht über den Schließzylinder. Für nen Gartentor reicht wahrscheinlich das 10 € Schloss, für die Haustür darf es auch gerne mal 100 € sein.
Gruß,
Marcel
Hallo Marcel, super Artikel! Zwar ist es auf dem Foto falsch dargestellt, da man normalerweise 3-4 mm weiter oben Bohren muss, sodass man den Kern ein wenig mit anbohrt, dann erüberigt sich das mit dem Gummihammer nämlich auch weil die Stifte dann einfach da bleiben können wo sie sind und nicht im Weg sind, aber das nur als Hinweis 🙂
Aus unserer Erfahrung als Schlüsseldienst kann ich sagen das das Aufbohren von Schließzylindern sehr sehr sehr sehr selten vorkommt. Ich selber habe es noch nicht gesehen, was ich schon gesehen habe in extrem teuren Gegenden also bei Häusern die Millionen kosten, das dort einfach der Zylinder gezogen wurde mittels einer Zugschraube die in den Zylinder geschraubt wird und dann über eine Vorrichtung einfach der ganze Zylinder herausgerissen wird, trotz der Halteschraube. Meiner Meinung nach ist es daher eher am sinnvollsten sich einen sogenannten Kernziehschutzbeschlag zu montieren wenn man es wirklich sicher haben will, denn dieser verhindert durch die Abdeckung des Zylinders (es bleibt nur ein Spalt für den Schlüssel) direkt auch das Aufbohren mit und verhindert aber eben auch das herausziehen des Zylinders.
Hallo Alexander und vielen Dank für deinen ausführlichen Beitrag. Wieder etwas dazu gelernt!
Naja es kommt wirklich drauf an welche Qualitäten der Zylinder nachzuweisen hat. Wie oben erwähnt lassen sich alle Zylinder bohren etc. aber man darf es auch nicht zu einfach machen mit ein 0815 Zylinder von Aldi oder Lidl. 😀
Hallo Marcel,
Ich sage dir das du nicht an der falschen Stelle gebohrt hast!
Wenn du den Kern des Zylinder mit anbohrst können sich Metallspäne zwischen den Kern setzten und dann bekommst den Zylinderkern nicht mehr gedreht!
Wenn du nämlich einen Schließanlagen Zylinder aufbohren musst, ist es sogar ratsam nicht den Kern anzubohren! Schließanlagen Zylinder können sehr teuer sein! Und so brauchst du nur das Gehäuse auszutauschen und kannst den Kompletten Kern umbauen!
Du kannst sogar ganz unten bohren dann fallen Federn und Stifte einfach runter. Allerdings habe ich auf dem Bild gesehen das du komplett durchgebohrt hast! das ist auf jeden Fall nicht ratsam, sonst bohrst du die Schließnase durch und kannst eventuell den Zylinderkern nicht mehr drehen! Du brauchst nur so tief zu bohren wie der Schlüsselbart in den Zylinder gesteckt wird!
Gruß Daniel
Hallo Daniel,
aus meiner Sicht ist alles gut gelaufen und ich würde behaupten, dass ich gar nicht so falsch gebohrt habe.
Das mit dem Durchbohren habe ich mir im Nachgang auch gedacht bzw. schon während dessen.
Gruß Marcel
Mit einem Schließzylinder im mittleren Preisbereich ist man eigentlich gut bedient, da sollte man in erster Linie auf die Aufsperrsicherheit achten. Mindestens genau so wichtig ist, wie von Alex bereits beschrieben, ein guter Schutzbeschlag mit Kernziehschutz. Da schlägt man nämlich 2 Fliegen mit einer Klappe. Man hat einen ordentlichen Ziehschutz um dem Kernziehwerkzeug vorzubeugen und den Bohrschutz bekommt man dadurch automatisch.
Das Einbrecher einen Schließzylinder aufbohren, habe ich in meiner 30jährigen Laufbahn als Schlüsseldienst in Köln noch nicht erlebt. Nur einmal, da lagen die Bohrspäne allerdings innen auf dem Boden. Ein Schelm wer dabei böses denkt 🙂
Hallo Udo,
du bist der Fachmann – wie ich deiner Stellungnahme entnehmen kann.
Problem bei mir war einfach, dass der Schließzylinder noch steckte ich aber keinen Schlüssel mehr hatte.
Da ich keinen Schlüsseldienst dafür in Anspruch nehmen wollte und ich auch ansonsten nicht viel bei dem Vorhaben zu verlieren hatte, habe ich es einfach mal probiert – erfolgreich.
Gruß Marcel
Das beste Schloss in der Tür taugt wenig wenn das Schließblech nur mit 4×25 Spax-Schrauben in der Zarge “festgehalten” wird.
Also nicht nur an den Zylinder denken sondern auch mal das Schließblech in Augenschein nehmen!
Ein sehr schöner und informativer Artikel,
ich musste auch mal vor einer Weile eine Schloss aufbohren weil ich leider den Schlüssel verloren hatte. Naja passiert.
Liebe Grüße
Hallo Konrad.
Daß Aufnahmen ist auch kein großer Akt und lässt sich mit dem richtigen Werkzeug problemlos selber erledigen.
Gruß