Metallprojekte nun mit Bessey Hebelzwingen

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Ich habe selber für mich vor kurzem eine interessante Entdeckung gemacht, welche ich euch nicht vorenthalten möchte: Es geht um die Bessey Hebelzwingen.

Zwar kannte ich schon Einhandzwingen, jedoch waren diese immer aus Plastik und daher gänzlich ungeeignet, um diese beim Schweißen zu nutzen. Auf dem Messestand von Bessey auf der Schweißen und Schneiden 2017 bin ich dann über diese Produkte gestolpert und habe sie direkt auf meiner großen Anschaffungsliste vermerkt.

Übersicht Zwingen

Bevor wir nun auf die Bessey Hebelzwingen eingehen, möchte ich euch noch schnell eine kleine Übersicht über das Sortiment des Zwingen-Experten Bessey geben – denn er hat efühlt für fast jede erdenkliche Situation einen eigenen Zwingentyp auf den Markt gebracht. Das Unternehmen kommt aus Deutschland und ist seit über 120 Jahren im Bereich der Metallverarbeitung aktiv.

Angefangen mit der klassischen Zwinge, welche mittels händischer Verschraubung gespannt wird und darüber hinaus in etlichen Material-Ausführungen verfügbar ist: Holz, Metall, Temperguss, Kunststoff und natürlich auch Kombinationen aus diesen Materialien. Diese auch als “Schraubzwingen” bezeichneten Produkte werden mit einem Handgriff und einer daran angebrachten Spindel durch Drehen dieses Spindelmechanismus gespannt. Schraubt man nur ein paar Zwingen, dann ist das System dahinter wirklich sehr einfach. Problem ist meiner Meinung jedoch, dass keine Art von Umsetzung in Form ein Hebels o.Ä. stattfindet und man den größten Teil der Kraft aus der eigenen Hand, Handgelenk oder auch Arm erbringen muss. Dies führt dann schnell zu krampfhaften Haltungen, Verkrampfungen und bei länger andauernden “Spannsitzungen” sogar im schlimmsten Fall zu Sehnenscheidentzündungen.

Darauf aufbauend gibt es eine Reihe von weiteren Zwingenarten wie z.B. die Hochleistungszwingen von Bessey, welche statt eines klassischen Griffs einen Knebelgriff haben. Dieser dient als entsprechender Hebel ähnlich zu einem Knebel an einem Schraubstock. Dieses System ist natürlich nicht neu, sondern wurde bereits in den 30er Jahren von vielen Herstellern verbaut. Natürlich ist in der Zwischenzeit auch einiges passiert, sodass die Materialbeschaffenheit verbessert wurde, um höheren Spannkraften ausüben zu können.

Gerade für schnelle Spannvorgänge mit hoher Anspannungskraft hat Bessey dann vor etlichen Jahren Hebelzwingen auf den Markt gebracht und diese immer weiter verbessert. Hier mal ein paar Eckdaten bzw. technischen Daten:

  • aus vergütetem Stahl geschmiedet
  • der Exzenter (Drehmechanismus) ist aus Sinterstahl, welcher besonders abtriebsfest ist und daher langen Spaß damit ermöglicht
  • der Lösehebel hat einen Abgleitschutz, welcher unbeabsichtliches Abrutschen beim Lösen verhindert
  • Anordnung von Spann- und Lösehebel sind sehr ergonomisch zueinander
  • der Gleitbügel hat eine verzahnte Struktur für optimalen Halt ohne zu rutschen

Die Hebelzwingen von Bessey gibt es in drei unterschiedlichen Ausführungen

  • Bessey GH
  • Bessey classiX GSH
  • Bessey SGHS

Alle drei Serien unterscheiden sich sowohl in der Spannkraft – Bessey classiX GHS bis zu 7.500 N, Bessey GH bis zu 8.500 N und Bessey SGHS bis zu 9.500 N – als auch in der Sortimentsvielfalt und im Schienenprofil. Dabei hat die Serie GH mit zwölf unterschiedlichen Modellen die größte Auswahl und mit bis zu 1.000 mm die größt-mögliche Spannweite. Ihr optimiertes Schienenprofil führt dazu, dass auch bei voller Nutzung der Spannweite sehr hohe Spannkräfte erzielt werden. Die GHS-Serie ist durch ihren günstigeren Anschaffungspreis ein gutes Einsteiger-Modell, kommt allerdings nicht an die Spannkräfte der anderen beiden Serien heran. Die SGHS-Serie überzeugt durch eine schwere Ausführung, aufgrund dessen ebenfalls wesentlich höhere Spannkräfte auch bei voller Ausnutzung der Spannweite gegenüber der GHS Serie erzielt werden. Dabei sind diese Zwingen in ihrer Anschaffung etwas 50 Prozent teurer als die Produkte der GH-Serie. Dementsprechend ist auch die Serie GH der Dauerbrenner und für die meisten Anwendungen interessant. Wer darüber hinaus mehr Spannkraft und Spannweite benötigt, greift zu Hochleistungszwingen, die dann aber auch gerne mal ein Vielfaches kosten.

Bedienung der Bessey Hebelzwingen

Betrachten wir die folgende Bessey Hebelzwinge, um ein bisschen zur Bedienung sagen zu können. Das Produkt wird beworben mit einer bis zu fünf mal schnelleren Spannung im Vergleich zu einer klassischen Schraubzwinge.

Unten in roter Farbe ist der eigentliche Hebel zum Spannen, welcher auch beim Entspannen genutzt wird. Für gewöhnlich zeigt beim Spannen der Hebel ganz nach rechts und anschließend wird der Gleitbügel ganz an das Werkstück bzw. den Verspannungspunkt heran geschoben, sodass die Druckplatte (nur auf einer Achse beweglich im Gegensatz zu einer gewöhnlichen runden Druckplatte) ganz anliegt. Danach wird der Hebel nach links gezogen und das Werkstück fest verspannt. Durch die Verzahnung kann unterschiedlich hoher Druck auf die Verspannung ausgeübt und somit die Kraft entsprechend dosiert werden. Will man beispielsweise bei dünnen Blechen oder Rohren eine Umformung bereits beim Spannen verhindern, so reichen die ersten vier oder fünf Zähne aus. Anders sieht es z.B. bei dickeren Profilen aus. Hier will man unbedingt ein Verziehen beim Schweißen verhindern, sodass möglicherweise die maximale Spannkraft der Bessey Hebelzwinge ausgeschöpft werden muss. Um die Zwinge zu lösen, muss gleichzeitig der graue Teil (Lösehebel) – üblicherweise mit dem Zeigefinger – und anschließend ein Stück am Spannhebel gezogen werden. Danach hält der Zeigefinger weiterhin den Lösehebel fest und man kann den Spannhebel lösen. Der Lösehebel ist extra so geformt, dass man beim Lösen fast nicht abrutschen kann. Klingt insgesamt schwieriger als es letztendlich ist.

So kann man wirklich schnell und ermüdungsarm etliche Bessey Hebelzwingen anbringen und zwischenzeitig wieder um- oder auch nachspannen. Ich spanne so oft nun einzelne Profile erst leicht an und richte diese anschließend mit leichten Schlägen final aus, um dann abschließend die Profile mit maximaler Kraft anspannen zu können.

Im Gegensatz zu einer klassischen Schraubzwinge benötigt der Hebel natürlich entsprechend Platz, um überhaupt betätigt werden zu können. Gerade bei engen Verbindungen kommt man also nicht um eine klassische Schraubzwinge oder auch um anderen Spezialzwingen herum.

Projekt Karre mit Bessey Hebelzwingen

Genug der Theorie, jetzt kommt die Anwendung bei meinem Projekt “Karre”. Die Karre selber ist schon etwas länger fertig und wird auch schon bis an ihre Schmerzgrenze beansprucht. Es ist ein Schätzchen, welches vor etlicher Zeit mal von einem bekannten Bauern angefangen wurde, aber nie weiter geführt oder beendet wurde und wie der Schicksal (mein Vater) es so wollte, ist sie schlussendlich auf unserem Hof gelandet. Mein Bruder wollte den Aufbau komplett neu machen, da dieser an etlichen Stellen ordentlich Rost angesetzt hatte und zudem auch schon total verzogen war. Also hieß es im ersten Schnitt Stunde um Stunde mit dem Winkelschleifer der Karre zu Leibe rücken. Anschließend wurde bereits grob entrostet und dann in etlichen Stunden der Aufbau Stück für Stück zusammen gebaut und anschließend lackiert. Hört sich insgesamt eher weniger spannend an, jedoch waren dies für mich wirklich etliche lehrreiche Stunden, in denen ich wirklich einiges über Schweißarbeiten, Verzug, Vorbereitung und auch Nachbereitung/Nacharbeiten lernen konnte. Das Ergebnis, was dabei raus gekommen ist, ist – denke ich – doch wirklich sehr beachtlich geworden:

 

Bis wir jedoch soweit waren, war es wirklich ein langer Weg dahin. Für den Bau der Seitenbracken hatte ich mir einige Bessey Hebelzwingen im Werkzeugfachhandel spontan gekauft. Bleche und Vierkantrohre waren soweit zugeschnitten. Auf das Blech habe ich die vier Vierkantrohre gelegt, anschließend mit Magneten ausgerichtet, mit den Bessey Hebelzwingen mit leichtem Druck fixiert und mehrmals mit einem Zollstock nachgemessen und mit leichtem Schlägen 100 %ig ausgerichtet. Danach mit den Hebelzwingen abschließend befestigt und schon wurden die Rohre an allen vier Ecken geheftet. Dann die Bessey Hebelzwingen schnell ab, das Gestell umdrehen und durchschweißen. Das Ganze musste ich für die vier Seitenbracken machen und für die hintere Bracken zum Kippen. Es ist einfach unglaublich, wie schnell man Sachen erst einmal fixiert hat, um diese dann danach noch mal mit einem Hammer auszurichten und abschließend mit noch stärkeren Spannung festzusetzen. Anbei zwei Bilder von der Aktion:

Gerade im letzten Bild sieht man nur noch das fertige Ergebnis. Ich habe dazu ein Vierkantrohr über die komplette Länge gespannt und fest das aufliegende Blech (lose aufliegend) an den Rahmen gedrückt mit vier Schraubzwingen. So lag das Blech gleichmäßig an und ich konnte meine Raupen setzen.

Das nachfolgende Bild zeigt dies bei einer anderen Aktion bzw. der Einsatz der Bessey Hebelzwingen beim Verschweißen der Bleche an der Rückseite der Karre:

Bessey Hebelzwinge

Durch den sehr flachen Kopf kommt man selbst an sehr enge Stellen gut zurecht:

Bessey Hebelzwinge

 

Und sollte selbst mal eine Hebelzwinge nicht ausreichen, ist eine zweite oder dritte auch schnell angebracht:Bessey Hebelzwinge

 

Es ist wirklich schon fast nicht in Worte zu fassen, wie sehr die Bessey Hebelzwingen mir die Arbeit erleichtert haben und wie froh ich über diesen Fund auf der Messe Schweißen & Schneiden war. Auch die Tatsache, dass ich es nicht nur als unnötiges Werkzeug abgetan habe, sondern direkt mit auf die Liste der potentiell interessanten Werkzeuge genommen habe, war im Nachhinein betrachtet die absolut richtige Entscheidung.

Weitere Projekte mit der Hebelzwinge von Bessey

Auch wenn die genutzten Bessey Hebelzwingen vornehmlich für den Einsatz in der Metallbranche bzw. für den Einsatz mit Metallprodukten gedacht sind, so kann man diese natürlich auch für Holzprodukte verwenden. So hatten zwei Gartenstühle meiner Eltern etwas Holz gelassen und die Verbindungen mussten an etlichen Stellen neu verleimt werden. Dazu habe ich natürlich einige Dübellöcher gebohrt oder auch gefräst, die Dübel mit Holzleim eingesetzt und anschließend mit Zwingen fixiert. Gerade beim ersten Stuhl sieht man z.B. sehr gut an dem rechten Zwingenpaar wie hoch die Spannkraft ist. So hatte ich z.B. keinen Punkte, an denen ich eine Zwinge hätte ansetzen können und habe einfach eine zweite Hebelzwinge genommen, um daran die einzelne Hebelzwinge zum Spannen zu fixieren.

Bessey Hebelzwingen

Die folgende Konstruktion sieht schon ein wenig “verwunderlich” aus und bedarf sicherlich etwas mehr Erklärung:

Bessey Hebelzwingen

Nun gut, ich hatte ein Metallblech, welches ich für ein Projekt benötigte. Das Problem an der ganzen Sache war jedoch, dass eine Kante über die komplette Länge verbogen war, was durch falsches Kanten an der Kantbank o.Ä. wahrscheinlich mal passiert ist. Doch wie bekommt man diese Kante wieder aus dem verzinkten Blech heraus und dies natürlich auch möglichst sauber? Hammer ansetzen o.Ä. war natürlich an dieser Stelle nicht die richtige Entscheidung, wenn man ein sauberes Ergebnis haben möchte.  Ich habe dazu zwei HEA-Träger genommen (“Doppel-T-Träger” in der Umgangssprache) und die Knickkante genau zwischen die beiden Träger gelegt und mit Bessey Hebelzwingen immer weiter angespannt. Dabei hieß es immer: Eine der benachbarten Zwingen fest anziehen und die Andere lösen und den Hebelmechanismus wieder ganz spannen. Dies etliche Male auf beiden Seiten gemacht und dann in der Mitte auch noch etwas gespannt. Anschließend einige Tage ruhen lassen und das Ergebnis lässt maximal nur noch vermuten, dass irgendwas an dieser Stelle mit dem Blech passiert ist.

 

Wer sich meine beiden Beiträge zum Ugly Drum Smoker angeschaut hat,

kann wahrscheinlich erahnen, wie gerne ich grille. Immer noch angefixt bin ich von einer Grillplatte, welche auf einem Ölfass betrieben wird. Der Bau ist aktuell noch im Gange und wird wahrscheinlich die Tage abgeschlossen. Dazu mussten etliche Muttern fixiert werden, welche nachher mit einer Schraube als Abstandshalter dienen. In diesem Fall bekommt man die Schraubzwinge sogar ohne Probleme alleine angebracht:

Bessey Hebelzwingen Ugly Drum Fire Plate

Mehr zum Bau der Feuerplatte gibt es in ein paar Wochen natürlich auch hier auf meinem Blog 😉

Fazit Bessey Hebelzwingen

Ich muss gestehen, dass ich von Hebelzwingen im Allgemeinen sehr angetan bin und auch überhaupt nicht gedacht hätte, wie sehr diese doch die Arbeit erleichtern. Auch wenn ich wirklich einige klassische Schraubzwingen daheim habe, so ist bei mir die Hebelzwinge mittlerweile immer die erste Wahl und erst wenn ich keine Hebelzwinge mehr habe, dann nehme ich eine Schraubzwinge. Gerade mit einer Bessey Hebelzwinge kauft man ein absolutes Markenprodukt eines renommierten Herstellers, welcher Jahre am Markt ist und mit seinem umfassenden Sortiment in diesem Bereich, gerade im professionellen Bereich, nicht mehr wegzudenken ist.

Auch bei sehr beanspruchenden Arbeiten kommen die Produkte gefühlt nie an ihre Grenzen und können gerade bei Schweißarbeiten auch mal etwas Hitze ab. Anfangs dachte ich mir noch, dass die Kunststoffverzahnung doch nicht auf Langlebigkeit ausgelegt sein kann, aber da muss ich meine erste Vermutung “leider” mit Fakten wiederlegen. Bisher ist nicht einmal ansatzweise ein Verschleiß zu erkennen – was mich natürlich freut.

Lasst euch einfach mal zu eurem nächsten Geburtstag oder zum Weihnachtsfest ein paar Hebelzwingen schenken und probiert es selber aus – ich lege meine Hand dafür ins Feuer, dass das Produkt euch nicht enttäuschen wird. Selbst bei Arbeiten mit Schweißerhandschuhen lassen sich die Bessey Hebelzwingen immer noch bedienen, was mit einer klassischen Schraubzwinge schon schwierig bis fast unmöglich ist. Gerade vor dem Hintergrund, dass die Produkte nicht ganz günstig sind, würde ich einfach mal zwei oder vier kleine Zwingen kaufen (so habe ich auch angefangen) und nach nur wenigen Einsätzen wurde aus den vier Bessey Hebelzwingen direkt mal zehn Stück.

Natürlich sollte man auch bedenken, dass die Bessey Ganzstahl Hebelzwingen natürlich kein leichtes Produkt sind und somit einen Werkzeugkoffer direkt mal etliche Kilogramm beschweren – es ist wirklich schweres Gerät. Dementsprechend könnte gerade für Holzarbeiten eine Einhandzwinge mit hohen Kunststoffanteil dann doch eher die richtige Wahl sein, da diese in vielen Fällen nur die Hälfte auf die Waage bringen bei gleiche Spannweite.

 

Schaut einfach mal bei eurem nächsten Besuch bei einem Werkzeugfachhändler im Bereich von Spannwerkzeugen vorbei, dort könnt ihr euch dann in Ruhe mal Hebelzwingen anschaffen und vielleicht kauft ihr auch erst zwei kleine Hebelzwingen, die auch wesentlich günstiger sind als große Modelle.

Solltet ihr einen Werkzeugfachhändler suchen, der Bessey Werkzeuge führt, dann hilft euch auf der Bessey-Webseite unter dem folgenden Link die Suchfunktion weiter:

Bessey Fachhändler-Suche

 

 

This article has 2 Comments

  1. Hallo Marcel,

    Das Konzept hinter den Hebelzwingen gefällt mir sehr gut. Ich durfte letzte Woche zum ersten mal damit arbeiten und es hat mich überzeugt. Das Gewicht ist für mich jedoch ein Nachteil, darüber muss ich aber bis es leichtere Möglichkeiten gibt hinwegschauen. Habe mir erst gestern welche bestellt. Weißt Du, ob vielleicht leichtere Konzepte geplant sind?

    Viele Grüße

    1. Hallo Marcel,
      mir ist nicht bekannt, dass leichtere Modelle in Planung sind.
      Bin wirklich sehr zufrieden damit und nutze diese ausschließlich – es sei denn ich brauche mal ein paar mehr Zwingen.
      Gruß Marcel

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